WINTERSAISON 2020/21 IN ÖSTERREICH - Perspektiven
Ausgangssituation
Auch Mitte Oktober 2020 bleibt die Corona-Situation in Europa mit seinen 6,74 Mio. Infektionen, davon 1,05 Mio. in den acht Nachbarländern und in Österreich, weiterhin besorgniserregend, Tendenz: Stark steigend. Ausgangsbeschränkungen, Sperren und Quaranttäne prägen die Situation und verunsichern derzeit auch die 62,9 Mio. Schi Alpinfahrer in den Ländern Europas hinsichtlich eines etwaigen Wintersport-Urlaubes 2020/21 im In- oder Ausland. Die durch die zweite Corona-Welle nun enger zusammenarbeitenden EU-Staaten wollen zeitnah ein europäisches Ampel-System zur Kennzeichnung von Corona-Reisebeschränkungen installieren, das für die bevorstehende Wintersaison in Österreich von entscheidender Bedeutung ist.
Veröffentlichte Befragungsergebnisse der Reise-/Buchungsabsichten der erwachsenen Bevölkerung aus acht europäischen Ländern (DE, AT, CH, IT, NL, BE, TSCH, POL) für den kommenden Winter zeigen (htr.ch, 06 10 2020), dass die Buchungen noch sehr gering sind, 26 Prozent der 18-29-Jährigen im Winter 2020/21 aber verreisen möchten, bisher noch nichts Konkretes planen. Bei den 60-69-Jährigen liegt die Bereitschaft hingegen nur bei 10 Prozent.
Der Reiseveranstalter tui reagiert wegen der coronabedingten geringen Buchungen der Deutschen für das Winterprogramm 2020/21, die um 59 Prozent unter dem Mitte Oktober Niveau des Vorjahres liegen, und bietet deshalb weniger Reisen an (tui, 17 10 2020).
Fazit
Aufgrund des schwankungsanfälligen Marktumfeldes, das voraussichtlich auch in den kommenden Quartalen so bleiben wird, ist eine Prognose für die Wintersaison 2020/21 in Österreich kaum möglich, die zusätzlich in den Wintersport Gemeinden von der Schneesituation in den Hauptsaisonzeiten beeinflusst wird. Auch bei einem schneemäßig normalen Winter ist in der kommenden Wintersaison aus jetziger Sicht ein weiterer Nächtigungsrückgang in Österreich zu erwarten, wobei die Wintersport Gemeinden gegenüber den übrigen Tourismusgemeinden aufgrund des deutlich höheren Auslandsgäste-Nächtigungsanteils ( 85,60 % gegenüber 62,66 %) mit relativ stärkeren Nachfrageeinbußen konfrontiert sein werden.
Aber:
Ein zusätzliches Problem ist in den Wintersport Gemeinden vor dem Saisonstart noch pragmatisch zu lösen, nämlich: Wie kann die Eigenverantwortung bzw. Disziplin der zahlreichen Schi-/Snowboardfahrer vor allem im Talstations- bzw. Kassenbereich von Zubringeranlagen in den Vormittagsstunden in große/größere Schigebiete nachhaltig hochgehalten bzw. angehoben werden, damit die Einhaltung der Corona-Sicherheitsmaßnahmen der Seilbahnunternehmen ohne Probleme funktioniert.
In den geöffneten Gletscher-Schigebieten Österreichs kam bzw. kommt es aber diesbezüglich zu massiven Gedränge im Kassenbereich der Talstationen. Ähnliche Situationen sind auch in den bereits geöffneten Schigebieten der Schweiz zu beobachten.
Nächtigungen Wintersaison in 1.000
17/18 18/19 19/20 (1) % gen 18/19
Wintersport Gemeinden (2) 46.951 46.703 39.723 - 14,95
davon Inland 6.805 6.727 5.602 - 16,72
Ausland 40.146 39.976 34..121 - 14,65
übrige Gemeinden 24.915 26.212 19.960 - 23,85
davon Inland 9.661 9.788 7.325 - 25,16
Ausland 15.254 16.424 12.635 - 23,07
Österreich gesamt 71.866 72.915 59.683 - 18,15
davon Inland 16.466 16.515 12.927 - 21,73
Ausland 55.400 56.400 46.756 - 17,10
Gesamteinnahmen im Reiseverkehr in 1.000 Euro
Wintersaison
2019/20 (1) % gegen 18/19
Wintersport Gemeinden 8 024 294 - 0,31
übrige Gemeinden 4 336 430 - 29,53
Österreich gesamt 10 770 773 - 16,90
(1) Infolge Corona-Pandemie verkürzte Wintersaison
(2) 315 Gemeinden mit drei und mehr Seilbahnen bzw. Schleppliften (insgesamt 2.940 Anlagen; Pistenfläche: 22.700 ha, davon zwei Drittel technisch beschneibar); diese Gemeinden bieten auch den Großteil der insgesamt 1.428 Tal- und Höhenloipen mit einer Gesamtlänge von 8.395 Km in Österreich an
Quelle: Statistik Austria; WIFO; ITR-Datenbank und Bearbeitung
Stand 23 10 2020
Von der Bundesrepublik Deutschland wurde nun auch für Österreich, Ausnahme Kärnten, aufgrund der hier stark steigenden Corona-Infektionen eine Reisewarnung ausgesprochen, die ab 25 10 2020 in Kraft tritt. Wird die Reisewarnung bis zum allgemeinen Wintersaison-Start Mitte Dezember nicht zurückgenommen,ist dies ein Worstcase für die Wintersaison 2020/21 in Österreich, werden doch 45 Prozent der Winternächtigungen in den Wintersport Gemeinden von Logiergästen aus Deutschland getätigt.
Offene Frage !
Eine zentrale Frage konnte bislang (10 11 2020) leider nicht beantwortet werden, nämlich: Wie viele österreichische bzw. deutsche Wintersportler beabsichtigen in der kommenden Wintersaison einen Schi-/Snowboard-/Langlauf Urlaub in Österreich zu verbringen ?
Im Rahmen einer kostengünstigen repräsentativen Onlime-Befragung von etwa 700 bis 800 österreichischen Urlaubsreisenden in den letzten drei Wintersaisonen hätte man aus den Befragungsergebnissen belastbare Informationen gewonnen, wie die Wintersport-Urlauber reagieren, wenn die derzeitige Pandemie-Situation anhält, sich deutlich entspannt u.a.m. und damit eine gewisse Planungssicherheit für die Tourismuswirtschaft geboten. Bei Gesamteinnahmen im Reiseverkehr in der verkürzten Wintersaison 2019/20 in der Höhe von über 8 Mrd. Euro in den Wintersport Gemeinden wären die Kosten dieser Befragung kaum erwähnenswert, sogar bei parareller Befragung des deutschen Wintersport Urlaubsmarktes.
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