Fleischhacker, V. (Oktober 2019):
DER WINTERSPORT-TOURISMUS 2018/19 IN ÖSTERREICH
Strukturen, Tendenzen und ökonomische Effekte des Wintersport-Tourismus
Mit 72,915.300 Nächtigungen in der Saison 18/19 mit einer überdurchschnittlichen Schneemenge und späten Osterferien wurde der bisherige Frequenz-Höchststand erreicht. Der Zuwachs gegenüber der Saison 17/18 betrug 1,05 Mio. Logiernächtigungen bzw. 1,46 %. Die Tourismusumsätze im gesamten Winter-Reiseverkehr erhöhten sich dabei wieder deutlich stärker, nämlich um +3,6 % auf 14,6 Mrd. Euro.
Die Nächtigungszunahme in den 315 Wintersport-Gemeinden mit ihren insgesamt 617.931 Gästebetten war mit 1,53 % stärker und erreichte ein Rekordergebnis von 46,7 Mio. Nächtigungen bzw. einen Österreich-Anteil von 64,1 %. In den übrigen Tourismus-Gemeinden Österreichs konnten in diesem schneereichen Winter die Nächtigungen weniger stark gesteigert werden, nämlich um 1,34 %. Mit einer durchschnittlichen saisonalen Zuwachsrate im Zeitabschnitt Winter 2008/09 bis 2018/19 von +2,71 % war hier die Nachfrage aber deutlich dynamischer als in den 315 Wintersport-Gemeinden mit +0,62 %.
In den Wintersport-Gemeinden sind folgende kurzfristige Nachfragetendenzen der Hauptherkunftsmärkte zu beobachten:
* Veränderung der Winternächtigungen 2018/19 gegenüber 2017/18:
Inlandsgäste - 1,14 %
Deutschland - 1,65 %
übriges Ausland + 0,95 %
* Durchschnittliche saisonale Veränderung der Winternächtigungen 2014/15 bis 2018/19:
Inlandsgäste + 1,93 %
Deutschland +1,66 %
übriges Ausland + 2,37 %
Die großen Destinationen gewinnen die kleinen stagnieren
Charakteristisch für den nächtigungsbezogenen Wintersport-Tourismus in Österreich ist, dass fünf Prozent der nachfragestärksten Wintersport-Gemeinden des Winters 2018/19 ein Drittel (33,9 %) bzw. zehn Prozent der frequezstärksten die Hälfte (49,5 %) der 46,7 Mio. Nächtigungen erzielten und in den letzten zehn Saisonen ihre Marktdominanz bzw- -anteile steigende Tendenz zeigen.
Betrachtet man diese Nächtigungs-Verteilung nach den Hauptherkunftsmärkten, so zeigt sich, dass vor allem die Wintergäste aus Deutschland ihren Winterurlaub primär in den großen Wintersport-Destinationen verbringen (48,4 % bzw. 69,0 %), bei den Inlandsgästen ist dies dagegen deutlich geringer ausgeprägt (30,6 % bzw. 50,8 %), das heißt, sie bevorzugen auch verstärkt "kleinere" Wintersport-Destinationen.
Nächtigungsanteile der frequenzstärksten
5 % 10 %
Winter der Wintersport-Gemeinden
1998/99 35,0 48,3
2003/04 30,7 44,3
2008/09 32,7 48,8
2013/14 33,8 49,0
2018/19 33,9 49,5
davon Gäste aus:
Deutschland 48,4 69,0
übriges Ausland 41,2 69,8
Inland 30,6 50,8
Quelle: Statistik Austria; ITR-Datenbank und Bearbeitung
Diese großen international und national wettbewerbsfähigen Wintersport-Destinationen konnten auch ihr Nachfragevolumen im Zeitabschnitt Winter 2008/09 bis 2018/19 mit +8,4 % deutlich stärker steigern als die 20 % nachfrageschwächsten Wintersport-Gemeinden mit durchschnittlich +1,7 %.
Angebots- und Nachfrageentwicklung:
Während das Seilbahnangebot (PersKm/h-TK der Haupt- und Kleinseilbahnen - Sachanlagen/Konstruktionsaufwand) in den Wintersport-Gemeinden im Zeitabschnitt Winter 2008/09 bis 2018/19 durchschnittlich pro Jahr um 2,28 % auf derzeit 932.098 PersKm/h vergrößert wurde, konnten die Winternächtigungen dagegen weniger dynamisch gesteigert werden, nämlich um 0,62 % pro Saison. Diesbezüglich ist anzumerken, daß das Kapazitätswachstum erheblich auf moderne Ersatzinvestitionen zurückgeht, die periodisch unerlässlich sind aber mit Kapazitätssprüngen verbunden sind. Die Tendenz "komfortabler, schneller, sicherer" bewirkt, dass sich die erzielten Winternächtigungen pro installierter PersKm/h in den 315 Wintersport-Gemeinden seit 2008/09 von 59 auf 50 Nächtigungen im Winter 2018/19 reduzierten (-15 %), wobei sich diese markante Kennziffer bzw. dieser gute Durchschnittswert in den letzten Wintersaisonen trotz sehr unterschiedlicher Schneesituationen stabilisiert bzw. kaum verändert hat. Zum Vergleich: Im schneereichen Winter 1998/99 wurden mit den angebotenen 412.433 PersKm/h 36,38 Mio.Winternächtigungen erzielt und damit beachtliche 93 Nächtigungen pro PersKm/h lukriert.
In den 315 Wintersport-Gemeinden der Bundesländer wird derzeit ein differenziertes Winternächtigungsvolumen pro PersKm/h-TK (Haupt-/Kleinseilbahnen,Schlepplifte) und Gästebetten-Auslastung erzielt sowie eine unterschiedlich große bzw. leistungsstarke TK - PersKm/h pro Gästebett und damit den logierenden Schi- und Snowboardfahrern angeboten:
Wintersaison 2018/19
Nächtigungen/TK Belegstage TK/Winterbett
Vorarlberg 31 75 2,39
Tirol 45 84 1,90
Salzburg 54 76 1,39
Kärnten 32 50 1,59
Steiermark 38 60 1,60
Oberösterreich 21 40 2,25
Niederösterreich 18 41 2,28
Österreich 43 76 1,77
Quelle: Statistik Austria; ITR-Datenbank und Bearbeitung
Höhenlage der Schigebiete
Der Mittelwert der Talausgangspunkte der Schigebiete Österreichs liegt in einer Seehöhe von 1053 m, der höchsten erschlossenen Punkte bei 1736 m. Der alpine Schi-/Snowboardsport kann derzeit in einer mittleren Höhenlage von 1386 m ausgeübt werden, wobei die Voraussetzungen in den Bundesländern unterschiedlich sind.
Wintersaison 2018/19
Mittelwerte Seehöhe m Mittelwerte
Talausgangspunkte* höchste Punkte mittlere Lage Zahl SB/SL Winter-
nächtigungen
der Schigebiete bzw. Wintersport-Gemeinden
Vorarlberg 1155 1881 1517 10 121.500
Tirol 1137 2032 1585 10 221.000
Salzburg 1364 1778 1506 11 233.800
Kärnten 1163 1970 1567 9 74.500
Steiermark 1064 1651 1358 9 70.100
Oberösterreich 660 1430 1045 8 35.300
Niederösterreich 828 1413 1121 6 16.200
Österreich 1053 1736 1386 10 149.700
Quelle: BMVIT-Seilbahnstatistik; Statistik Austria; ITR-Datenbank und Bearbeitung
* Talausgangspunkte der Haupt- bzw. Kleinseilbahnen
Dass sich trotz sehr ähnlicher Voraussetzungen bezüglich der mittleren Höhenlage der Schigebiete höchst unterschiedliche Nachfrageentwicklungen zeigen, kann am Beispiel der Bundesländer Ober- und Niederösterreich verdeutlicht werden:
Während in den 17 Oberösterreichischen Wintersport-Gemeinden im Zeitabschnitt Winter 2008/09 bis 2018/19 die Nächtigungen um beachtliche +23,9 % (+115.800) gesteigert werden konnten, reduzierte sich in den 19 Niederösterreichischen Wintersport-Destinationen die Nachfrage um -19,2 % (-73.400 !). Die überaus schwache Performance des nächtigungsbezogenen Niederösterreichischen Wintersporttourismus der letzten zehn Jahre liegt vor allem in der wintersporttouristischen Angebots- und Marketingstrategie der beiden Bundesländer.
In Oberösterreich wurde zwischen 2008/09 bis 2018/19 die Seilbahntransportkapazität-TK der Haupt- und Kleinseilbahnen in den Wintersport-Gemeinden um +22,6 % vergrößert, die hier mit einem Nächtigungszuwachs von +23,9 % verbunden war. In Oberösterreich bestätigt sich sehr deutich der starke Zusammenhang bzw die sehr hohe Korrelation zwischen der jährlichen Veränderung der Winternächtigungen und der Seilbahntransportkapazität PersKm/h in den 315 Wintersportgemeinden Östereichs mit einem Korrelationskoeffizienten von R2=0,762 für den Zeitraum 1998/99 bis 2018/19 bzw. R=0,381 für die letzten zehn Wintersaisonen 08/09 - 18/19.
In Niederösterreich wurde dagegen im gleichen Zeitabschnitt die Seilbahntransportkapazität bzw. Leistungsfähigkeit/Attraktivität des Seilbahnangebotes in den Wintersport-Destinationen durch Betriebseinstellungen von Anlagen um -15,0 % reduziert, die einen -19,2 % -igen Rückgang der Winternächtigungen zur Folge hatte.
Die politische Neubesetzug der Leitung des Wirtschafts- bzw. Tourismusresorts des Landes NÖ im Frühjahr 2020 könnte nun eine positive Strategieänderung einleiten.
Zusammenhang zwischen Seilbahnangebot und Tourismusnachfrage
Für eine Analyse des Zusammenhanges von Seilbahnangebot und der Tourismusnachfrage in den 315 Wintersport-Gemainden Österreichs wurde die Seilbahntransportkapazität-PersKm/h herangezogen und den Winternächtigungen gegenübergestellt und mittels einer Korrelationsanalyse geprüft, ob und in welchem Ausmaß im langfristigen Zeitraum Winter 1998/99 bis 2018/19 und im mittelfristigen Zeitabschnitt 1998/99 bis 2007/08 bzw. 2008/09 bis 2018/19 ein Zusammenhang festzustellen ist.
Ergebnis:
1998/99 bis 2018/19 R2 = 0,782
1998/99 bis 2007/08 R2 = 0,571
2008/09 bis 2018/19 R2 = 0,381
In den Wintersport-Destinationen Österreichs ist - nicht überraschend - langfristig ein signifikanter Zusammenhang bzw. eine sehr hohe Korrelation zwischen der angebotenen Seilbahntransportkapazität und den erzielten Winternächtigungen zu identifizieren (R = 0,782).
In den letzten zehn Saisonen hat sich aber diese Korrelation aufgrund der abgeschwächten wintersporttouristischen Nachfragedynamik aus den beiden Hauptherkunftsmärkten Deutschland (+0,80 % Winternächtigungen pro Saison) und dem Inland (+1,22 %) mit zusammen 11,1 Mio. Schi-/Snowboardfahrer sowie der weiter kontinuierlich steigenden Seilbahntransportkapazität (+2,28 % TK pro Saison) stark reduziert (R = 0,381).
Zur Entwicklung der "Wintersport-Gemeinden"
Die Anzahl der Wintersport-Gemeinden (3 und mehr SB/SL) hat sich in Österreich seit Mitte der 60er Jahre bis 1983/84 rasant entwickelt.
Gab es im Winter 1963/64 lediglich 10 Gemeinden mit 39 Anlagen waren es in der Wintersaison 1973/74 immerhin schon 206 Gemeinden, die insgeamt 1.109 Seilbahn- bzw. Schleppliftanlagen mit einer Transportkapazität von 196.431 PersKm/h ihren Gästen und der einheimischen Bevölkerung anboten, so erhöhten sie sich innerhalb von zehn Jahren um 121 auf 317 im Winter 1983/84 mit zusammen 1.762 Anlagen und einer installierten Transportkapazität von 392.957 PersKm/h.
In der Saison 2018/19 stellen die seit Mitte der 80er Jahre fast gleichbleibende Zahl an Wintersport-Destinationen, in denen aber auf einer Schipistenfläche von 27.300 ha eine Angebotserweiterung auf insgesamt 1.116 Haupt-/ Klein-Seilbahnen und 1.619 Schleppliftanlagen mit einer Transportkapazität von zusammen 1,090.254 PersKm/h erfolgte, die Basis für die "Erfolgs-Story" Wintersport-Tourismus Österreich dar.
Wintersport-Gemeinden (3 und mehr SB/SL)
Winter Bgld. Knt. NÖ OÖ Sbg. Stmk. Tirol Vbg.
1973/74 - 17 14 9 30 30 72 24
1983/84 1 28 18 16 58 45 116 36
2018/19 - 33 19 17 57 49 104 36
Quelle: BMVIT-Seilbahnstatistik; ITR-Datenbank und Bearbeitung
Wie schneiden die Wintersport-Destinationen in Saisonen mit unterschiedlichen Schneesituationen 2008/09 - 2018/19 gegenüber den übrigen Tourismus-Gemeinden ab ?
Um aussagekräftige Erkenntnisse zu erhalten werden die durchschnittlichen Veränderungsraten der Winternächtigungen in den vier schneereichen Wintern im Vergleich zu den sieben schneearmen Wintern errechnet. Damit kann der Einfluss der winterlichen Schnee-/Wettersituation auf die Tourismusnachfrage in den Wintersport-Gemeinden und in den übrigen Tourismus-Gemeinden Österreichs dargestellt werden.
Wintersaison
Durchschnittliche saisonale Veränderungsrate der Nächtigungen in %
2008/09 - 2018/19 schneereiche (1) schneearme (2)
Wintersport-Gemeinden 0,62 2,29 -0,33
übrige Gemeinden 2,71 - 0,09 4,30
Österreich gesamt 1,31 1,60 1,15
(1) 08/09; 11/12; 12/13; 18/19 (2) 09/10; 10/11; 13/14; 14/15; 15/16; 16/17; 17/18
Berechnet man die Differenz der durchschnittlichen saisonalen Winternächtigungs-Veränderungsraten zwischen den schneereichen und den schneearmen Wintern im Zeitraum 2008/09 - 2018/19 so zeigt sich, dass
* in Österreich insgesamt in schneereichen Wintern die Nächtigungen im Schnitt um + 0,45 % pro Saison stärker steigen als in schneearmen.
In den Wintersport-Gemeinden erhöhen sich in schneereichen Wintern die Nächtigungen durchnittlich um + 2,29 % pro Saison, in schneearmen reduzieren sie sich dagegen - 0,33 % pro Winter, wobei die Wintergäste aus den Hauptherkunftsmärkten sehr unterschiedlich reagieren:
Wintersaison
Durchscnittliche saisonale Veränderungsrate der Nächtigungen in %
aus den Hauptherkunftsmärkten in den Wintersport-Gemeinden
2008/09 - 2018/19 schneereiche (1) schneearme (2)
Inland 2,74 4,33 0,26
Deutschland 2,60 3,06 0,85
übriges Ausland 2,90 5,33 - 0,14
(1) 08/09; 11/12; 12/13; 18/19 (2) 09/10; 11/11; 13/14; 14/15; 15/16; 16/17; 17/18
Die übrigen Gemeinden profitieren stark in schneearmen Saisonen mit + 4,30 % pro Winter, in schneereichen Wintern können sie ihr Nächtigungsvolumen mit - 0,09 % pro Saison fast stabil halten.
Ökonomische Effekte des Wintersport-Tourismus
Vom Wintersport-Tourismus in den alpin geprägten Landesteilen geht ein beträchtlicher Beitrag zur österreichischen bzw. regionalen Wirtschaftsleistung aus.
Ausgehend von den Ergebnissen der Gesamtumsätze im Winter-Reiseverkehr Österreichs der Statistik Austria und des WIFO in der Höhe von 14,20 Mrd. Euro in der Saison 18/19 wurden folgende ökonomische Effekte in der Wintersaison 2018/19 für die Wintersport-Gemeinden im Vergleich mit den übrigen Tourismus-Gemeinden Österreichs berechnet:
1. Umsätze/Einnahmen im Gesamtreiseverkehr in den 315 Wintersport-Gemeinden:
9,71 Mrd. Euro
In den übrigen Gemeinden Österreichs: 4,49 Mrd. Euro
2. Wertschöpfungen der Tourismusnachfrage (laufender Betrieb)
Ausgehend von den Gesamtumsätzen in den Wintersport-Gemeinden in der Höhe von 9,71 Mrd. Euro entstand im Winter 2018/19 eine direkte und indirekt induzierte Wertschöpfung von 5,92 Mrd.Euro.
Aufgrund von Multiplikatorenwirkungen erhöhten sich sich die Wertschöpfungseffekte der ersten Runde noch um weitere 1,60 Mrd.
Wertschöpfungseffekte der Tourismusnachfrage:
insgesamt 7,52 Mrd.Euro im Winter 2018/19.
Der höhere Winterumsatz-/-einnahmen-Anteil der Wintersport-Gemeinden von 68 %, bei einem Winter-Gästebetten- und Winternächtigungs-Anteil von 59 % bzw. 64 % gegenüber den übrigen Gemeinden resultiert aus der deutlich längeren Gästebetten-Auslastung in den Wintersport-Destinationen, die einen um +22 % höheren Umsatz pro Winternächtigung und einen sogar um +51 % höheren Umsatz pro Gästebett bewirkt.
Zu beachten ist, dass die Höhe der Multiplikatorenwirkungen im starken Maße von der spezifischen Struktur der Wintersport-Destinationen abhängt, wie beispielsweise von der Gästestruktur (Anteile der Tages- und Nächtigungsgäste, Familien und Singles), von der Beherberungsstruktur und dem Preisniveau.
3. Wertschöpfungen der Investionen der Seilbahn-/Schleppliftunternehmen
Für die Wintersaison 18/19 wurden laut den Unterlagen des Fachverbandes Seilbahnen der WKÖ insgesamt 600 Mio. Euro investiert (35 % der Einnahmen), davon 261 Mio. in die Sicherheit, Qualität und den Komfort, 114 Mio. in die Beschneiung (Neubau, Modernisierung) und 225 Mio. in Sonstiges (Pisten, Zutrittssysteme, Parkplätze, Gastronomie, Pistengeräte, etc.).
Insgesamt kann abgeleitet werden, dass die inländischen Wertschöpfungseffekte der Investitionen für die Saison 18/19 vor Steuern rund 360 Mio. Euro betrugen.
Die Multiplikatoren Wirkungen der nächsten Runde bzw. die induzierten Effekte sind mit einmalig zusätzlich rund 37 Mio. anzusetzen. Weiters ist zu berücksichtigen, dass die Baustellenbeschäftigten während der Bauphase inlandwirksame lokale bzw. regionale Konsumausgaben tätigen und damit weitere ökonomische Effekte bewirken.
Die Wertschöpfungen der 600 Mio. Investitionen der Seilbahn-/Schleppliftunternehmen für die Saison 2018/19 betrugen
insgesamt mindestens 397 Mio.Euro.
4. Beschäftigungseffekte
Nach letztverfügbaren Berechnungen des WIFO bzw. Instituts für Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik (ifip) der TU Wien können pro touristischen Umsätzen von rund 72.700 Euro ein durchschnittlicher Beschäftigungseffekt von 1,8 Beschäftigten abgeleitet werden.
Bezogen auf die Gesamtumsätze in den 315 Wintersport-Gemeinden bedeutet dies einen Beschäftigungseffekt von
insgesamt rund 133.600 Arbeitsplätze in der Saison 2018/19.
5. Fiskalische Effekte
Auf Basis der Ergebnisse eines "Finanzausgleichsmodells" des ifip-Instituts an der TU Wien wurde aus den primären Gesamtunsätzen von 9,71 Mrd. in den Wintersport-Gemeinden ein
Abgabevolumen von insgesamt 3,40 Mrd. Euro generiert.
Die Aufteilung der Steuererträge auf die einzelnen Gebietskörperschaften zeigt:
Dem Bund kam mit 2,2 Mrd. Euro der Großteil der fiskalischen Effekte zugute.
Auf die Bundesländer und Gemeinden entfielen zusammen 612 Mio. bzw. 578 Mio. Euro.
Große regionale Unterschiede
Die ökonomischen Effekte des schneegebundenen Wintersport-Tourismus sind in den Bundesländern aufgrund der naturgegebenen Voraussetzungen sehr unterschiedlich. So liegt in den westlichen Bundesländern Vorarlberg, Tirol und Salzburg mit ihrer deutlichen Wintersaison-Dominanz der Umsätze-/Einnahmen-Anteil der Wintersport-Gemeinden an den Umsätzen/Einnahmen im Gesamtreiseverkehr des Landes in der Wintersaison 2018/19 zwischen 82 % und 85 %, in Kärnten bei 65 % und in der Steiermark bei 54 %.
Mit 19 % erreichen die Wintersport-Gemeinden in Oberösterreich einen bereits deutlich geringeren Umsätzeanteil, in Niederösterreich sind es sogar nur 10,5 % mit weit unterdurchschnittlichen Umsätzen/Einnahmen pro Nächtigung (Ü) und Gästebett, wobei diese Strukturschwäche durch den starken Nächtigungsrückgang im Zeitabschnitt Winter 08/09 bis 18/19 in der Höhe von - 19,32 % (- 73.883) bei stagnierender dominierender Sommernachfrage in den letzten zehn Saisonen (+ 0,56 % Sommer 2008-2018)) noch verschärft wird, im Gegensatz zu Oberösterreich, wo die Winternächtigungen in den Wintersport-Destinationen im gleichen Zeitraum um fast ein Viertel, nämlich um + 23,93 % (+ 115.880), gesteigert werden konnten und den spürbaren Rückgang im Sommertourismus mehr sls wettmachten.
Wintersaison 2018/19 Veränderung Winter- Winter Ü
Indikatoren gemessen am Durchschnitt Winternächtig. Ü-anteil 18/19 pro
Wintersport-Gemeinden Österreichs 08/09 - 18/19 TJ18/18 Einwohner
Umsätze/Ü Umsätze/Bett Belegstage in % in % 2012
Vorarlberg 123 122 99 + 0,76 59,81 69
Tirol 108 122 113 + 5,52 69,94 94
Salzburg 94 94 100 + 12,69 58,52 91
Kärnten 77 51 66 - 6,11 39,70 27
Steiermark 68 54 80 + 25,68 53,33 109
Oberösterreich 65 41 43 + 23,93 40,74 31
Niederösterreich 42 34 54 - 19,32 40,00 14
Durchsch.=100 100 100 100
absolut 208 Euro 15.711 Euro 76 Tage + 9,81 % 61,07 % 46
übrige Gemeinden Österreichs
absolut 178 Euro 10.393 Euro 59 Tage + 34,39 % 38,41 % 3
Quelle: Statistik Austria; WIFO; ITR-Datenbank und Bearbeitung
WEITERE EFFEKTE DES WINTERSPORT-TOURISMUS
* Durch die Seilbahnbau- und Schi-Industrie (Wintersportartikel-Hersteller)
Die langfristige Aufwärtsentwicklung des Wintersport-Tourismus hat auch dazu beigetragen, dass sich in Österreich eine stark exportorientierte (über 80 %) Seilbahnbau- und Schi-Industrie entwickeln konnte mit Unternehmen, die seit langem erfolgreich Weltmarktführer in ihrer Branche sind. Infolge fehlender belastbarer aktueller Daten bezüglich Umsätze, Beschäftigte und Investitionen werden seriöserweise hier keine Wertschöpfungseffekte berechnet, die Beiträge zur österreichischen bzw. regionalen Wirtschaftsleistung sind aber beachtlich.
Alleine das Vorarlberger Seilbahnbau-Unternehmen, die Doppelmayer Caraventa Gruppe, erreichte mit seinen derzeit insgesamt 3.081 weltweiten Mitarbeitern, davon 1.544 in Österreich, im Geschäftsjahr 2018/19 einen Rekordumsatz von 935 Mio. Euro (+10,5 % gegen Vorjahr). Die Gruppe erichtet neben allen Seilbahnsystemen auch Seilbahnen für präventiven Lawinenschutz, Materialtransportsysteme sowie für den urbanen Personennahverkehr.
Schi-Industrie/Wintersportartikel-Hersteller
Laut "Leistungs- und Srukturstatistik 2017" der Statistk Austria erzielten 3.083 Beschäftigte in dieser Branche im Jahr 2017 Umsätze/Erträge in der Höhe von 922,1 Mio. Euro wobei von den Herstellern in diesem Jahr 43,59 Mio. Euro in Sachanlagen investiert wurden.
Mit einer abgesetzten Produktmenge von 2,21 Mio. paar Schi wurden 463,1 Mio. Euro Umsätze/Erträge (inklusive Bindungen, Stöcke, Snowboards, Schischuhe) von den fünf Schi-/Sportartikel-Hersteller Atomic, Head, Fischer, Blizzard, Kästle und Hagan erwirtschaftet.
Nach Branchenschätzungen stammen rund die Häfte der weltweit produzierten und verkauften paar Schi von diesen fünf Schi-(Sportartikel-) Herstellern die über 2.000 Mitarbeiter beschäftigen. Österreich liegt damit mit einem Marktanteil von 13 % nach den USA derzeit an zweiter Stelle knapp vor Frankreich.
Weitere Branchen
Zu nennen sind vor allem: Hersteller von Beschneiungs Anlagen, Ticket- und Zutrittssystemen sowie Pistengeräten.
Anmerkung:
Bei etwaiger Berechnungen von inlandswirksamen Wertschöpfungseffekten der Investionen ist zu berücksichtigen, dass bestimmte Vorleistungen in andere Regionen/Bundesländer abfließen. Die regionale Verteilung der Werschöpfung hängt vom ökonomischen Entwicklungsstand und der Wirtschaftsstruktur der Wintersport-Destination ab.
Weltleitmesse für alpine Technologien
In Innsbruck findet auch die Leitmesse dieser Branche, die Interalpin, statt, auf der über 650 Aussteller aus 80 Nationen ihre Produktinnovationen präsentieren und von fast 30.000 Besuchern frequentiert wird.
Perspektiven
Für die Schiproduzenten ist Europa mit seinen derzeit 62,9 Mio. Schi-/Snowboardfahrern (ITR-Tourismusreport 3/2018) immer noch der wichtigste Markt, doch die Absätze stagnieren oder sind stark von der Schneelage abhängig.
Ausnahme: In China liegt Schifahren voll im Trend. Hier entstehen derzeit - auch im Hinblick auf die Winter Olympiade im Jahr 2022 - 15 bis 20 neue Schigebiete. Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, 300 Mio. Bürger zum Wintersport zu bringen. Die führenden Wintersport-Unternehmen Österreichs reagierten und werden zeitnsh in China 1.000 Schilehrer mit Produkten ausrüsten und ausbilden.
* Durch Investitionen im Beherbergungs- und Gaststättenwesen
Auch die Leitbranche des Tourismus, die 79.771 Unternehmen der Hotellerie und Gastronomie mit ihren insgesamt 504.343 Beschäftigten, davon 48.174 Unternehmen im Beherbergungsbereich mit 59.818 Arbeitsstätten in Österreich im Jahr 2017 (laut der "Leistungs- und Strukturstatistik" der Statistik Austria), erzielt in den Wintersport-Destinationen neben den Wertschöpfungseffekten im Reiseverkehr der internationalen und inländischen Nächtigungs- und Tagesausflugsgäste durch die jährlichen Investitionen in die qualitative bzw. marktfähige Verbesserung ihres Angebotes weitere namhafte regionale Wertschöpfungseffekte.
Laut Statistik Austria wurden 2017 von den Hotellerie- und Gastronomie-Unternehmen Österreichs 1,760 Mrd. Euro investiert, davon 1,337 Mrd.Euro im vielfältigen Beherbergungsbereich . Es kann abgeleitet werden, dass die inländischen Werschöpfungseffekte inklusive der induzierten Effekte dieser Investitionen vor Steuern insgesamt 1,15 Mrd. Euro im Jahr 2017 betrugen.
Der Großteil der Wertschöpfungen der Investitionen der Hotellerie- und Gastronomieunternehmen entfiel auf die Wintersport-Destinationen (Gästebettenanteil: 59 % von Österreich ) und erreichte 2017 ein
* Wertschöpfungsvolumen von beachtlichen 514 Mio. Euro.
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