Das Seilbahnangebot Österreichs 2017/18
Struktur, Entwicklung, Effekte
- Bearbeitung
- Prof. Dr. Volker Fleischhacker
- Institut für touristische Raumplanung
- ITR - Tourismusreport 4/2018
itr.institut@aon.at
Fakten, Daten (Auswahl):
Österreich gesamt
* In 636 Gemeinden Österreichs (30 % ) sind derzeit mindestens 1 Seilbahn
bzw. Schlepplift installiert.
Die Wohnbevölkerung (2012): 1,41 Mio.; Beschäftigte im BuG (2010):51.557
* Die Tal-Ausgangspunkte der Schigebiete in diesen Gemeinden sind in einer
mittleren Seehöhe von 844 Meter situiert, der Mittelwert der höchsten
Punkte in 1 589 Meter, der alpine Schisport kann in den unterschiedlich
großen Schigebieten Österreichs in einer mittleren Höhenlage von
1 262 Meter ausgeübt werden
* Im Winter 2017/18 stehen 1.111 Haupt- und Kleinseilbahnen sowie 1.820
Schlepplifte den Wintersportgästen für die Ausübung des Schisports zur
Verfügung. Die Pistenfläche beträgt 23.700 ha (1), die Zahl der
Beschäftigten: 17.300
Gegenüber der Wintersaison 1997/98 hat sich das Angebot der Leitein-
richtung des Wintersporttourismus in Österreich um 10 % oder um 326
Anlagen reduziert, wobei in diesem 20-jährigen Zeitabschnitt die Zahl der
Schlepplifte um 543 oder um -30 % verringert und das Angebot der weit
komfortableren und leistungsstärkeren/schnelleren/kuppelbaren Haupt-
seilbahnen um 217 oder um +24 % vergrößert wurde
* Vier von zehn Haupt- und Kleinseilbahnen stehen derzeit auch für die Gäste
in der Sommersaison für alpine Berg-/Natur-/Bewegungs- und Aussichtser-
lebnisse in Betrieb
Mit 18 Mio. Besuchern (Ersteintritte) in den Monaten Mai bis Oktober wird
ein Berförderungserlös von 196 Mio. Euro erzielt und damit bereits 15 %
des Jahresumsatzes, Tendenz: Steigend
* Die Förderlänge aller 2.931 Anlagen beträgt 2.336 Kilometer (davon ent-
fallen 31,2 % auf Schlepplifte)
* Die angebotenen Höhenmeter: 827.300 Meter, davon 716.000 Meter
bei Hpt./Kl. SB ( 86,6 %)
* Pro Stunde können maximal 3,7 Mio. Personen bergwärts befördert werden
(Betriebskapazität), davon 40,8 % mit Schleppliften. Im Winter 1997/98 ent-
fielen noch 59,3 % der gesamten Betriebskapazität auf Schleppliftanlagen
* Die höhenbezogene Transportkapazität - PersKm/h (Leistungsfähigkeit bzw.
Attraktivität des Seilbahnangebotes; Sachanlagen/Konstruktionsaufwand)
aller Anlagen: 1.089.228 PersKm/h, davon entfallen 15,4 % auf die Schlepp-
lifte. Mit rund 46 PersKm/h pro ha Schipiste liegt keine allzu günstige
Abstimmung Seilbahnangebot - Pistenfläche vor.
* 64 Prozent der 1.111 Haupt- und Kleinseilbahnen wurden bis zur Winter-
saison 2002/03 in Betrieb genommen, sind somit älter als 15 Jahre
* Der Mittelwert der Seehöhe der Talstationen der Haupt- und Klein-
seilbahnen liegt bei 1 291 Meter
* Das Angebot an Haupt- und Kleinseilbahnen hat hat sich im Zeitabschnitt
2015/16 - 2017/18 von 1.068 auf 1.111 Anlagen oder um +4,0 % erhöht, die
Seibahntransportkapazität (PersKm/h) etwas stärker, nämlich um +4,7 %
* In den letzten zehn Wintersaisonen beförderten die Seilbahnen Österreichs
zwischen 554 und 626 Mio. Personen, davon entfallen 26 % bis 28 % auf die
Schlepplifte. Pro SB/SL-Beschäftigten werden somit zwischen 32.000 bis
36.200 Personen-Beförderungen im Winter betreut/gemanagt.
Zum Vergleich: Die ÖBB beschäftigen derzeit 40.265 Mitarbeiter (inklusive
Rail Cargo) und befördern im Bahn- und Busverkehr jährlich 466 Mio.
Personen, d.h., rund 11.600 Beförderungen pro Beschäftigten im
Gesamtjahr.
* Im Winter 2017/18 (Nov. bis März) wurden 52,3 Mio. Skierdays gezählt
(rund 31 % der 171 Mio. Skierdays in den Alpenländern), der
hochgerechnete Umsatz betrug 1,39 Mrd. Euro ( +8,1 % gegenüber
der Saison 2016/17) (2)
* Pro TK-PersKm/h erlösen die Seilbahnunternehmen im Durchschnitt
2.000 Euro, in den 20 TOP-Wintersport-Destinationen Österreichs mit
mit ihren 27 Seilbahnunternehmen werden deutlich mehr erlöst, nämlich
fast das Doppelte (3)
* Im Zeitabschnitt Winter 2013/14 bis 2017/18 konnte der Erlös pro TK-
PersKm/h um +15,5 % erhöht werden, der Zuwachs der neu installierten
TK der Haupt- und Kleinseilbahnen in diesem Zeitraum betrug dagegen
weniger als die Hälfte, nämlich +7,2 %
* In den 636 "Seilbahngemeinden" wurden im Winter 2016/17 insgesamt
715.900 Gästebetten angeboten (mit 1.521 PersKm/h pro Winterbett liegt
insgesamt eine sehr gute Abstimmung Seilbahnangebot - Winterbetten vor),
* die von 10,77 Mio. Gästen (Ankünfte) in der Wintersaison 2016/17 genutzt
wurden und
* 49,84 Mio. Nächte (Übernachtungen) erzielten ( 72,66 % von Österreich).
84 % dieser Nächtigungen werden von Wintergästen aus dem Ausland
getätigt, ein deutlich überdurchschnittlich hoher Anteil gegenüber den
anderen Alpenländern, was die Internationalität des Wintersporttourismus
Österreichs unterstreicht
* Mit 46 Winternächtigungen pro PersKm/h wurde in der Saison 2016/17 ein
guter Durchschnittswert erzielt
* Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Wintergäste in den Seilbahn-
gemeinden beträgt 4,6 Tage und ist damit um 2,0 Tage länger als in
Gemeinden ohne Seilbahnen/Schlepplifte
* Pro Winter-Gästeankunft 2016/17 wurden 5 Skierdays (4) erzielt
* Die Gästebetten erreichten im Winter 2016/17 eine durchschnittliche
Belegsdauer von 70 Tagen (38,4 %). In den 20 TOP Wintersport-
Destinationen: 90 Tags (49,3 %), in den Gemeinden ohne Seilbahnen/
Schlepplifte waren es dagegen bescheidene 52 Belegstage ( 28,5 %).
* Auslastung
der Beförderungs-/Betriebskapazitäten des Seilbahnangebotes:
Unter der Annahme einer möglichen Zahl von Betriebstagen im Winter
2016/17 (Dezember bis April) von 151 Tagen und täglich 7 Betriebsstunden
wurde die maximale Förderleistung der Seilbahnen und Schlepplifte (3,70
Mio. Pers/h) mit den Beförderungsleistungen der Seilbahnen und Schlepplifte
in Beziehung gesetzt.
Demnach betrug die Kapazitätsauslastung des gesamten Seilbahnangebotes
im Winter 15,0 %, wobei die Haupt- und Kleinseilbahnen einen guten durch=
schnittlichen saisonalen Nutzungsgrad von 18,8 % (Tirol: 20,5 %) (5), die
Schlepplifte einen von nur 7,9 % (Tirol: 11,1 %) erreichten.
* Anlagenbezogene Tagesaufnahmekapazität an Schi-/Snowboardfahrern:
Berechnung = TK-PersKm/h x 0,85*) x 6 h Betriebszeit
4.000 Hm Fahrleistung/Tag
*) Durchschnittliche 15 %ige Reduzierung durch Zubringer- und Verbindungsanlagen
Die errechnete Angebotskapazität der Seilbahn-/Schleppliftanlagen beträgt
bei Vollauslastung 1,39 Mio. Schi-/Snowboardfahrer pro Tag.(6)
Bei einer Pistenfläche von insgesamt 23.700 ha resultiert bei Vollauslastung
aller Anlagen demnach eine rechnerische Nutzungsintensität von rund 55
Schi-/Snowboardfahrer pro Hektar Schipiste, die als ausreichend/bescheiden
einzustufen ist und nur knapp über den Wert von Südtirol liegt (7).
(1) Diese Schi-Pistenfläche Österreichs wird seit Jahren ohne Quellenangabe
verwendet. Diesbezüglich ist anzumerken, dass sie plausibel ist, wenn man
man z.B. die letztverfügbaren veröffentlichten Daten der astat Südtirol
über die Seilbahnen/Schigebiete in Südtirols 2016 oder die Auskunft der
Seilbahnen Schweiz (SBS,2018) zum Vergleich heranzieht:
369 Seilbahnen/Schlepplifte erschliessen/bedienen in Südtirol eine
Pistenfläche von 3.868 ha, d.s. rund 10 Anlagen pro Hektar. In Österreich
liegt dieser errechnete Durchschnittswert bei 8 Anlagen/Hektar, in der
Schweiz bei 9.
(2) Diese Umsatzerlöse basieren auf einer "Hochrechnung" der Wiener
MarktforschungsGesmbH MANOVA. Von einer Grundgesamtheit von 254 Seilbahn-/
Schleppliftunternehmen (Österreich gesamt: 651 aktive Seilbahn- und
610 Schleppliftunternehmen 2015/16 lt. WKÖ !) werden von lediglich
86 gemeldeten Unternehmendaten (!!!) mit einer "selbstentwickelten"
Methode die Österreich- und Bundesländer-Gesamt- bzw. auch zahlreiche
nachfragerelevante Teilergebnisse hochgerechnet. Über diese
"selbstentwickelte Hochrechnungsmethode" bzw. das -verfahren werden
bislang keinerlei Angaben bereitgestellt und Auskünfte erteilt
(v.a. Schwankungsbreiten/Vertrauensbereiche für die Werte ?...), was
auch auf eine mangelhafte statistische Methodenkompetenz schließen läßt
und auch seit langem von renomierten Branchenvertretern/-insidern als
vor sich hin spekulieren und herumfaseln bezeichnet wird.
Die fehlende Belastbarkeit der jährlich veröffentlichten Branchen-
ergebnisse der Wiener MarktforschungsGesmbH mindert erheblich die
Seriosität dieser Fakten/Zahlen.
(3) ITR-Tourismusreport 2/2016 (Umsatzerlöse aus den Bilanzdaten der
der Seilbahnunternehmen in den 20 TOP-Wintersport-Destinationen)
(4) Inklusive Schi-Tagesausflugsgäste und Einheimische
(5) In der Top Wintersport-Destination Ischgl: 23 % bei 158 Betriebstagen,
was als ein sehr guter/ausgezeichneter Wert einzustufen ist
(6) "Brutto-Schi-/Snowboarderzahl"
(7) Bei der Berechnung der Nutzungsintensität des Schipistenangebotes bei
Vollauslastung der Anlagen werden von der "Brutto-Schi-/Snowboardfahrer-
zahl" jene abgerechnet, die sich auf den Seilbahnsystemen befinden
Bundesländer Indikatoren
Die Indikatoren für die Seilbahngemeinden der Bundesländer stellen den Wert gemessen am Österreich-Durchschnitt der Seilbahngemeinden =100 dar.
Vbg. Tirol Sbg. Knt. Stmk OÖ NÖ Ö-Wert
Index
Anlagenhauptdaten Haupt-/Kleinseilbahnen mit Winterbetrieb
Durchschnittliche Höhenlage/Seehöhe m
Talstationen 101 108 95 103 83 73 76 1.452=100
Bergstationen 99 107 95 104 86 79 74 1.886=100
Talausgangspunkt der Schigebiete
Seehöhe Mittelwert 105 113 101 107 96 72 85 845=100
Schneesicherheit - Lage der Schigebiete über/unter dem gesicherten natürlichen
Schneedeckenaufbau (90 % des Winterniederschlages (D,J,F) in Form von Schnee
über 100 m 123 122 82 83 88 118 39 31,9% =100
bis 100 m über/unter 93 73 140 147 78 204 82 30,6%=100
unter 100 m und mehr 86 104 83 93 128 0 167 37,5%=100
Förderlänge pro Anlagen
Haupt-/Kleinseilbahnen 93 103 96 110 98 104 84 1.447=100
Schlepplifte 113 110 102 125 77 88 106 400=100
Förderleistung/Pers/h pro Anlage
Haupt-/Kleinseilbahnen 93 103 107 95 87 80 83 1.975=100
Schlepplifte 101 103 97 94 103 93 94 830=100
TK- PersKm/h pro Anlage
Haupt-/Kleinseilbahnen 86 109 102 99 84 74 61 829=100
Schlepplifte 105 118 102 127 75 80 97 92=100
Entwicklung PersKm/h -TK 2007/08 - 2016/17
Haupt-/Kleinseilbahnen 108 100 111 64 121 60 0 +29,2 %=100
Altersstruktur - % Anteil der Anlagen, die bis zum Winter 2002/03 in Betrieb genommen wurden - sie sind älter als 15 Jahre
Haupt-/Kleinseilbahnen 101 100 96 122 99 100 82 63,8 %=100
Entwiclung Winternächtigungen 2007/08 - 2016/17 in %
-1,0 4,4 3,3 -9,4 20,2 22,2 -19,7 +3,8 %
Tourismuswirtschaftliche Indikatoren
Winternächtigungs-Anteil 110 109 100 101 94 64 76 52,2 %=100
Aufenthaltsdauer Wintergäste 96 104 107 98 87 63 65 4,6 Tage=100
Belegstage Winterbetten 109 114 101 61 74 60 49 70 Tage=100
Winter-Nächtigungsanteil
Inland 51 39 130 201 289 346 469 15,6 %=100
Deutschland 130 115 90 59 53 51 9 44,2 %=100
übriges Ausland 87 108 100 104 79 58 57 40,1 %=100
Winternächtigungen pro PersKm/h
86 105 114 76 85 48 44 46 Ü/TK=100
Quelle: BMVIT-Seilbahnstatistik; Statistik Austria; Formayer,H. u. Haas,P. (BOKU Wien,
Institut für Meteorologie); ITR-Datenbank & Bearbeitung
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